Es war an einem dieser wunderschönen Oktobertage, die man früher noch mit „Altweibersommer“ bezeichnen durfte, als wir von einem kleinen Wanderausflug hungrig, durstig und müde nach Hause kamen. Der Halbmond verdrängte gerade stolz die letzte Tageshelligkeit über unserem Hausberg. Da fragte mich mein kleiner Sohn Tim: „Papa, warum sieht der Mond immer wieder anders aus?“

Also, wenn du mit deiner Frage auf den Wechsel der Mondphasen anspielen willst, …
Jäh unterbrach mich meine Frau mit den Worten: „Nee, nee, nee, wir haben doch gerade neulich darüber gesprochen, dass wir unsere Erklärungen einigermaßen kindgerecht gestalten wollen.“
Etwas verärgert über diese Unterbrechung sagte ich zu meiner Frau, na, dann mach du das doch, wenn du immer alles besser weißt. Und genau das tat sie dann auch, und ich muss zugeben, so gut hätte ich es nicht machen können.
„Also, lieber Tim, kannst du mir sagen, wo vorhin die Sonne untergegangen ist?“
„Na klar, das war da hinten rechts, ganz weit hinter unserem Badesee.“
„Richtig, Tim, und nun schau noch einmal auf den Mond und achte darauf, wo er steht.“
„Ach, du meinst, wenn die Sonne den Mond von da ganz hinten anstrahlt, dann können wir das von hier aus gar nicht so richtig sehen?“
„Da bist du ganz genau auf dem richtigen Dampfer. Wir sehen den Mond im Moment sozusagen nur von der Seite. Die Linie, wo auf dem Mond der Tag in die Nacht übergeht, können wir jetzt von der Erde aus genau sehen. Aber du weißt ja schon, dass der Mond um die Erde kreist.“

„Ja, das dauert knapp einen Monat.“
„Exakt, Tim, und deshalb wird der Mond in ein paar Tagen dort hinten, etwas links über unserem Haus stehen, aber die Sonne geht dann immer noch ungefähr hinter unserem Badesee unter. Das heißt, dann wird das ganze Mondgesicht voll angestrahlt.“
Tim schaute sich etwas ungläubig die Stelle hinter dem Badesee an und danach wieder jene Position links über unserem Hausdach, wo seine Mutter bald den Vollmond erwartete.
„Aber Mama, dann steht doch die Erde genau dazwischen, dann kann doch auf dem Mond gar kein Licht ankommen?“
Mit dieser absolut logischen Frage hat wohl meine Frau nicht gerechnet und kam nun etwas ins Trudeln. Aber in meinem grenzenlosen Großmut half ich ihr natürlich sofort aus der Patsche.
Wenn ich mich an dieser Stelle vielleicht doch noch mal in euer Fachgespräch einmischen darf, es ist so, dass neben der Erde meistens noch genug Platz für das Sonnenlicht ist, um dem Mond in dieser Konstellation das volle Licht zu geben. Allerdings gibt es manchmal tatsächlich Situationen, da stellt sich die Erde so ins Licht der Sonne, dass ein großer, dunkler Schatten über den Mond huscht, und zuweilen passieren dann ganz merkwürdige Dinge mit unserem Mond.
Aber das erzähle ich dir das nächste Mal. So viel kann ich aber jetzt schon sagen: Es hat etwas zu tun mit dem großen rötlichen Mond, über den ihr vor einiger Zeit schon mal so gestaunt habt.