Gerade wollte ich nach draußen gehen, um etwas Sport zu treiben, ein Waldlauf stand auf dem Programm. In diesem Moment hörte ich zufällig, wie meine kleine Tina meine Frau fragte: „Mama, weißt du, was milky way bedeutet?“
Da wurde ich ganz hellhörig, wollte ich gern wissen, wie sich meine Frau aus dieser Frage herauswindet. Doch als sie ihre Erklärung begann, konnte ich gar nicht anders, als mein iPhone auf Aufnahme zu stellen. Und hier ist die Erläuterung.
Du weißt ja bestimmt, dass das ein englisches Wort ist, aber weißt du auch, wie es übersetzt wird?
„Ja, Mama, das heißt Milchstraße, aber was ist das?“

Gute Frage, liebe Tina, an dieser Stelle würde Papa dich jetzt mindestens zwei Stunden lang zutexten, aber keine Angst, ich kann dir das mit ein paar Worten erklären. Unsere Sonne mit all ihren Planeten, also auch die Erde, gehört einem riesigen Verein von Sternen an. Dieser Verbund hat nicht nur 220 Mitglieder wie unser Kleingartenverein, sondern man rechnet da mit ungefähr 200 Milliarden Sternen. Gib dir keine Mühe, diese Zahl zu verstehen, sei dir nur gewiss, dass diese Zahl fast unendlich groß ist. Du wirst in deinem ganzen Leben nicht fertig, all diese Sterne abzuzählen.
Und dieser irre große Verbund von Sternen wird von den Astronomen als Galaxie bezeichnet, ein wahnsinnig riesiges Gebilde im Weltraum. Nun ist das aber nicht nur eine überdimensionale Wolke von Sternen, sondern eine Formation, die von außen betrachtet ganz merkwürdig aussieht. Man sieht da um einen fetten Klecks in der Mitte so räumliche Strukturen, die an eine Spirale erinnern.

Die Astronomen sprechen von Spiralarmen voller Sterne, die durch große Lücken, in denen es kaum Sterne gibt, getrennt sind.
Wir befinden uns mit unserer Sonne ganz normal in einem dieser Spiralarme. Wenn wir zum Himmel aufschauen und die Sterne sehen, dann sind das erst mal alles unsere direkten Nachbarsterne desselben Spiralarms. Aber jetzt wird es interessant. Bei sehr klaren, dunklen Nächten, wie wir sie oft im September und Oktober haben, können wir draußen auf dem Land, wo es keine Laternen oder beleuchteten Fenster gibt, noch etwas sehr Schönes am Himmel sehen.
„Ja, ja, ich weiß, Mama, dann schimmert manchmal ganz quer über den Himmel so ein großer, heller, breiter Streifen, der sieht schick aus.“
Ganz genau, Tina, dieses helle Band, was als Milchstraße oder eben milky way bezeichnet wird, ist der nächste, weit von uns entfernte Spiralarm in unserer Galaxie. Das heißt, er besteht aus wahnsinnig vielen winzigen Punkten und jeder davon ist selbst wieder so ein großer Stern wie unsere Sonne. Das ist alles wirklich unglaublich.
„Aber Mama, wenn die ganze Milchstraße aus Sternen besteht, dann muss man die doch mit Papas Teleskop viel besser sehen können?“
Was glaubst du denn, Tina, warum Papa noch am späten Abend so oft bis an den Stadtrand hinausfährt.
„Ob er mich das nächste Mal mitnimmt, wenn ich ihn ganz lieb frage?“

Hoch erfreut über das Anliegen meiner Tochter konnte ich nun nicht mehr an mich halten und musste hinzutretend doch noch eine Kleinigkeit ergänzen:
Weißt du Tina, früher, als es noch keine Straßenlaternen, Autos und elektrisch beleuchteten Fenster gab, war es für die Menschen völlig normal, dass sie fast jeden Tag die Milchstraße sehen konnten, sofern ihnen nicht Wolken den Blick versperrten. Sie haben das immer so empfunden, als hätte jemand mit einem großen Pinsel einen breiten Strich aus Milch an den dunklen Himmel gemalt.

Deshalb sagten die alten Griechen dazu „galaxias“. Das griechische Wort „gala“ bedeutet nämlich Milch oder milchig. Unsere Vorfahren hier in Mitteleuropa, die Germanen, bezeichneten die Milchstraße als Iringsstraße nach ihrem Gott des Lichts. Das „Rückgrat der Nacht“ ist die Milchstraße in afrikanischen Sagen.
Dass es sich dabei um extrem viele Sterne handelt, wurde den Menschen erst durch die Erfindung des Fernrohrs klar, und ja, liebe Tina, sehr gern nehme ich dich morgen Abend mit hinaus an den Waldrand oben auf dem Hügel vor dem Ort.